Patchwork - „Flickwerk oder Kunstwerk ?“
Patchwork ist eine immer häufigere, fast schon alltägliche Form des familiären Zusammenlebens. Genaue Zahlen gibt es nicht, Schätzungen aber gehen davon aus, dass in Deutschland bereits jede sechste Familie eine „Patchwork-Familie“ ist. Sie bieten eine große Aussicht auf Glück, stellen alle Beteiligten oft aber auch vor besonders große Aufgaben. Denn wenn Eltern neue Partner finden, bekommen Kinder nicht nur Stiefmütter und -väter, sondern evtl. auch neue Geschwister, neue Großeltern und einen ganzen Haufen Verwandtschaft – und nicht jeder kommt mit dieser Situation gut zurecht. Jesper Juul nennt die Eltern solcher Familien „Bonus-Eltern“. Zum einen, weil man sie tatsächlich ja „oben drauf“ bekommt, aber auch, um die fürchterliche Vorsilbe „Stief-…“ zu vermeiden.
Patchwork-Familien sind tatsächlich
Bonus und Bürde zugleich:
Meine ganz persönliche Patchwork-Familie besteht seit 2011 aus meinem Mann, meinen drei mittlerweile erwachsenen Kindern aus erster Ehe und seinen zwei „mitgebrachten“ Kindern. Ich liebe alle sehr, aber natürlich lief nicht immer alles spielerisch und einfach ab. Unsere Kinder erleben dieses Patchwork-Lebensmodell nicht immer als Geschenk. Im Gegenteil. Die Themen die diese Lebensform mitbringt, durchleben wir und unsere Kinder also jeden Tag selbst.
Tatsächlich habe ich in dieser Zeit sehr Vieles lernen müssen und dürfen. Wichtigste Lektion: Das „erste Kind“ unserer Familie ist unsere Paar-Beziehung. Sie braucht Zeit, Pflege, Fürsorge, Aufmerksamkeit, Geduld… eben genau wie ein Kind.
Und die gute Nachricht lautet: Wir Erwachsenen können es einrichten. Wir sind es, die mit der nötigen Gelassenheit und der Übernahme von Verantwortung dafür sorgen können, dass die Patchwork-Familie für alle Familienmitglieder zu einem wirklichen Bonus wird.
Ziel meiner Patchwork-Beratung ist es daher, gemeinsam mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin und/oder den Familien- und Patchworkmitgliedern (auch die Kinder sind herzlich willkommen) zu einem konstruktiven Austausch und einer Begegnung zu kommen, die die Gefühle und Integrität aller Beteiligten wahrt und anerkennt.
Für eine gelingende Paar- und Patchwork-Beziehung ist es wichtig, dass wir uns nicht aus den Augen verlieren, uns anerkennen wie wir sind und die Bedürfnisse aller Beteiligten kennenlernen und verstehen lernen. Auch und gerade, weil sie zum Teil nicht unserer Kernfamilie entspringen.
Und ganz häufig wird die Tatsache, dass diese Lebensform auf einem aus traditioneller Sicht „gescheiterten Familienmodell“ basiert, außer Acht gelassen. Der Trauer und Erschütterung des Einzelnen muss genügend Anerkennung geschenkt werden. Ganz wichtig ist es daher, zunächst einmal die eigenen Gefühle zu kennen und benennen zu können.
Dabei stoßen wir häufig auf Muster, die wir aufgrund unserer eigenen Kindheit und Erziehung in unser Verhalten fest integriert haben. Nun gilt es, diese gemeinsam anzusehen und einen Weg zu finden.